Vertikoerziehung

Aus Vitipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche

Als Vertikoerziehung bezeichnet man die von Kraus in den achtziger Jahren in der tschechischen Republik entwickelte Rebenerziehungsform mit einem vertikalen Kordon. Ab einer Höhe von 0,6 - 0,8 m werden am vertikalen Kordon kurze Zapfen (1-3 Augen) etagenmäßig verteilt angeschnitten. Diese Erziehungsform ist in erster Linie eine Alternative zur Ganzbogenerziehung in Steillagen, wenn die Erstellung einer Drahtrahmenanlage nicht möglich ist.

Vor- und Nachteile

Als Hauptvorteil ist die jährliche Arbeitszeiteinsparung gegenüber der Ganzbogenerziehung am Einzelpfahl von bis 400 Akh/ha anzusehen. Durch die breite Laubwand sind größere Gassenbreiten (Seilzug 1,8 m, Direktzug 2,4 m) erforderlich, während als Stockabstand mind. 0,8 - 1,0 m empfohlen werden, um zu starke Laubverdichtungen zu vermeiden. Im Vergleich zu anderen Erziehungsformen sind ähnliche Erträge und Qualitäten zu erzielen, setzen aber unbedingt sachgerechte Bearbeitung (v.a. Rebschnitt, Laubarbeiten) voraus. Die Unterstützungsvorrichtung erfordert gegenüber der Einzelpfahlanlage lediglich zusätzliche Reihenpfähle im Abstand von 6-7 m sowie die Verbindung der Pfahlenden und der Stützpfähle der Rebstöcke mit einem kräftigen Doppeldraht, wodurch die Umstellung bestehender Pfahlanlagen zur Vertikoanlage recht einfach möglich ist.
Als Problempunkte der Vertikoerziehung sind zu nennen:

  • Der Aufbau der Reben ist langwieriger als bei der Bogenerziehung.
  • Rebschnitt und Laubarbeiten sind darauf auszurichten, Verkahlung des Kordons einerseits und Laubverdichtungen andererseits zu vermeiden.
  • Traubenzonenbehandlung ist nicht möglich, die maschinelle und manuelle Traubenlese erschwert.
  • Bestimmte Rebsorten (z. B. Müller-Thurgau, Blauer Portugieser) eignen sich nicht.
  • Für Direktzug-Lagen besitzt die Vertikoerziehung keine Vorteile und ist daher kaum empfehlenswert.

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Schumann, F. (1998): Weinbaulexikon. Meininger Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße: 294 Seiten, ISBN 3-87524-131-2.