Grüner Silvaner
Nach Ansicht verschiedener Weinhistoriker wurde die Sorte Grüner Silvaner aus Wildreben der Donau ausgelesen. Transsylvanien ist wegen der Winterfrostempfindlichkeit als Herkunftsland unwahrscheinlich, obwohl eine Namensableitung möglich wäre.
Synonyme für den Grünen Silvaner sind Österreicher, Franken, Grüner Zierfandl (Osterreich), Gentil vert (Frankreich) und Johannisberger (Schweiz).
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Geschichte
Die Sorte wurde 1665 von Abt Alberich Degen in die Zisterzienser-Abtei Ebrach, Steigerwald, eingeführt. Sie kam möglicherweise über den Bischof von Speyer in die Pfalz, da die in dessen damaligem Herrschaftsgebiet lebenden katholischen Winzer die Sorte als Franken bezeichneten. Die evangelischen Winzer der leiningischen und kurpfälzischen Gebiete nennen ihn Österreicher. 1781 schreibt Breuchel zum „Österreicher oder Frankenrießling neu aufgekommen". Vor und nach 1800 verdrängte die Sorte die alten minderwertigen Sorten wie Heunisch und Harthengst aus dem gemischten Satz. Auch den Elbling verdrängte der Grüne Silvaner aus den Weinbergen der Mittelhaardt und den Gutedel nach 1840 aus den Weinbergen der Oberhaardt. Der Silvaner wurde durch die erhaltungszüchterische Bearbeitung von Froelich und Scheu früh leistungsfähig und war 1950 die wichtigste Rebsorte in Deutschland und in der Pfalz (über 50 % Anbaufläche).
Ampelographie
Für diese Sorte werden folgende Mekmale angegeben [1]:
- Triebspitze hellgrün, leicht wollig behaart,
- Blätter mittelgroß, rund, schwach dreilappig, frühe Gelbverfärbung (Trockenstress), Oberseite: hellgrün, kahl, Unterseite: Blattnerven beborstet,
- Blattrand schwach gezähnt,
- Stielbucht V-förmig bis geschlossen,
- Traube mittelgroß, walzenförmig bis geschultert, kompakt dichtbeerig,
- Beeren mittelgroß, rund bis gedrückt, gelbgrün, punktiert, Beerenhaut fest und knackig, Geschmack: saftig, fruchtig süß, wohlschmeckend,
- mittelstarker Wuchs, mittelspäte Reife
Standortansprüche
- Die Sorte ist anfällig für Oidium, Botrytis, Peronospora und Chlorose.
- Außerdem ist Silvaner nicht für trockene, steinige Böden geeignet.
- Auf Winterfrost reagieren diese Reben empfindlich.
Einen Überblick zur Widerstandsfähigkeit der Sorte finden Sie auf folgender Seite: Widerstandsfähigkeit von Rebsorten |
Ertrag und Wein
Ertrag:
- Als positive Eigenschaft ist die Ertragssicherheit (hoch und regelmäßig) dieser Sorte zu nennen.
Wein:
- Silvaner bringt neutrale Weine mit einer mittleren Reifezeit hervor.
- Bei guter Reife liefert die Sorte harmonische Weine mit feiner Säure und zarter Blume.
- Der Wein ist saftig, rund, vollmundig und neutral. Häufig wird der Grüne Silvaner als Schoppenwein verwendet und zu Fisch, leichten bis kräftigen Speisen und zur pfälzischen Küche getrunken.
Anbau
Der Anbau findet vor allem in Mitteleuropa, Kalifornien und Australien statt. Er zählt in Deutschland mit rund 8% der mit Weißweinsorten bestockten Rebflächen zu den fünf wichtigsten Weißweinsorten. [2]
Die folgende Tabelle verschafft einen Überblick über den Grünen-Silvaner-Anbau:
Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2017 [3]
Anbaugebiet | Fläche [ha] |
Deutschland | 4.853 |
Hessen | 25 |
Rheinland-Pfalz | 3.067 |
Baden-Württemberg | 216 |
Bayern | 1.493 |
Sachsen | 1 |
Sachsen-Anhalt | 4 |
Thüringen | 46 |
Weblinks
- Statistisches Bundesamt (2018): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen. Fachserie 3 Reihe 3.1.5.
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2016): Statistische Berichte - Bestockte Rebflächen 2015. Bad Ems, C I - j/15, Kennziffer: C1073 201500, ISSN: 1430-5070
Einzelnachweise
- Hochspringen ↑ Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine. 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten (siehe Seite 239), ISBN 3-8001-5719-5.
- Hochspringen ↑ Statistisches Bundesamt (2015): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen. Fachserie 3 Reihe 3.1.5.
- Hochspringen ↑ Statistisches Bundesamt (2018): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen. Fachserie 3 Reihe 3.1.5.
Literaturverzeichnis
- Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): Weinkompendium. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: Artikel 414.1 - 414.2.
- Ambrosi, H., Dettweiler-Münch, E., Rühl, E. H., Schmid, J. & F. Schumann (1998): Farbatlas Rebsorten. 300 Sorten und ihre Weine. 2., verbesserte und ergänzte Auflage, Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart (Hohenheim): 320 Seiten, ISBN 3-8001-5719-5.
- Clarke, O. (1992): Weine aus aller Welt. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart: 260 Seiten, ISBN 3-275-01040-9.
- Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1998): Taschenbuch der Rebsorten. 11. Auflage, Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 454 Seiten, ISBN 3-921156-27-0.
- Hillebrand, W., Lott, H. & F. Pfaff (1995): Traube und Wein. Deutschlands Rebsorten und Weine. Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Mainz: 139 Seiten, ISBN 3-921156-04-1.
- Johnson, H. & S. Pigott (2000): Atlas der deutschen Weine. Lagen, Produzenten, Weinstraßen. 5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage, Hallwag Verlag, Ostfildern: 232 Seiten, ISBN 3-444-10445-6.
- Robinson, J. (1987): Reben - Trauben - Weine. Ein Führer durch die Rebsorten der Welt. Hallwag Verlag, Stuttgart: 280 Seiten, ISBN 3-444-10333-6.