Wildrebe

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Wildrebe
Vitis vinifera var. silvestris
Synonyme
Wilder Wein
Vitis vinifera sylvestris Closeup SierraMadrona.jpg
Vitis vinifera var. silvestris
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledone
Kerneudikotyledone
Ordnung Vitales
Familie Vitaceae
Gattung Vitis

Bei der Wildrebe (Vitis vinifera var. silvestris) handelt es sich um die Urform der heute bekannten Kulturreben. Sie stellt eine Unterart von Vitis vinifera dar und gehört zur Gattung der Rebe (Vitis).

Geschichte

Pflanzen mit rebenähnlichen Blättern gibt es schon seit 130 Mio Jahren. Rebengewächse mit unterschiedlichen Samen sind seit 60 Mio Jahren für England, Amerika und Grönland belegt. In der Zeit des Tertiärs waren sie in ganz Mitteleuropa verbreitet, wie 4,5 Mio Jahre alte Funde bei Ungstein zeigen. In der Eiszeit (vor 1 Mio Jahren) wurden sie nach Süden abgedrängt, kehrten aber in den Warmzeiten wieder nach Norden zurück. Nach der Eiszeit (ab 5000 v. Chr.) gab es nur noch den Typ "silvestris", der als Urform der Kulturreben bis nach Norddeutschland in den Ländern um das Mittelmeer nach Osten bis Afghanistan verbreitet war. In historischer Zeit kam die Wildrebe Vitis vinifera var. silvestris nur noch im Oberrheintal zwischen Baden an der Limmat und dem Vogelsberg bei Frankfurt vor. Heute ist das Vorkommen auf etwa 100 Exemplare zurückgegangen. Durch Rückpflanzung von Sämlingen wird von der SLFA Neustadt aus versucht, sie als Naturdenkmal zu erhalten.

Biologie

Im Gegensatz zur Mehrzahl der Kulturreben sind die Wildreben zweihäusig. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen, nur selten zwittrige Exemplare. Die Trauben sind klein und besitzen dünne, wenig saftige, runde blaue Beeren. Die Samen sind im Gegensatz zu den länglichen Kulturreben rundlich bis herzförmig. Die kleinen, rundlich bis dreilappigen Blätter haben eine geöffnete Stielbucht und verfärben sich im Herbst purpurrot. Die Zweige sind dünn und zäh, haben sehr lange Internodien, bei engem Holz-Mark-Verhältnis und großer Winterfrost-Festigkeit.
Im Auwald wachsen sie mit den Bäumen hoch und bringen an der Sonne Trauben. Da ihre Vermehrung über Samen erfolgt, entsprechen die Einzelpflanzen zwar dem genannten Grundtyp, unterscheiden sich aber trotzdem nach Reifezeit, Fruchtbarkeit und Geschmack.

Literatur

  • Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): Weinkompendium. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: Artikel 102.
  • Bassermann-Jordan, Friedrich (1991): Geschichte des Weinbaus. Nachdruck Pfälzische Verlagsanstalt Neustadt/Weinstraße. Neustadt an der Weinstraße. ISBN 3-87629-181-x
  • Schreiber, Georg (1980): Deutsche Weingeschichte. Rheinland Verlag Köln. Köln. ISBN 3-7927-0331-9
  • Weeber, Karl-Wilhelm (1993): Die Weinkultur der Römer. Artemis und Winkler München. München. ISBN 3-7608-1093-4
  • Woschek, Heinz Gert (1971): Der Wein. Callwey Verlag. München. ISBN 3-7667-0207-6