Virusübertragende Nematoden im Weinbau

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Xiphinema spec., Kopf mit Mundstachel

Die Hauptbedeutung der Nematoden im Weinbau liegt in ihrer Funktion als Virusüberträger. Die für den Weinbau wichtigen Gattungen virusübertragender Nematoden sind Xiphinema, Longidorus und Paralongidorus. Von den weltweit 245 beschriebenen Xiphinema-Arten kommen zehn in Deutschland vor [1], davon sind drei virusübertragend. 115 Longidorus-Arten sind bis heute weltweit nachgewiesen, davon 21 in Deutschland [1] . Mindestens eine von ihnen (Longidorus attenuatus) fungiert im Weinbau als Überträger.

Lebensweise und Aussehen

Nematoden sind fadenförmige Würmer, die 1,5 - 12 mm lang sind und einen relativ langen, hohlnadelartigen Mundstachel (0,1 - 0,3 mm) besitzen, mit dem sie Wurzelzellen zur Nahrungsaufnahme aussaugen können. Diese Nematoden haben mit Ausnahme der Art Xiphinema index, welche sich bei uns nur an Reben vermehrt, einen relativ großen Wirtspflanzenkreis. Deshalb sind sie in vielen Kulturen und im natürlichen Bewuchs anzutreffen.

Schadbild

Durch die Saugtätigkeit der Nematoden bei der Nahrungsbeschaffung kommt es zur Übertragung der so genannten Nepoviren von einer Rebe zur nächsten. Virusinfektionen, hervorgerufen durch virusübertragende Nematoden, breiten sich herdförmig im Bestand aus. In Rebschulen können direktschädigende Nematoden auftreten. Sie stechen die Wurzeln dicht hinter ihrer Spitze an. Die Wurzelspitze stirbt dadurch ab, die jungen Reben kümmern und sterben letztlich ebenfalls ab. Auffällig ist auch hier das herdförmige Auftreten. Diese Schäden treten aber sehr selten im deutschen Weinbau auf.

Nachweis

Ob Nematoden im Boden vorhanden sind, lässt sich nur durch eine entsprechende Untersuchung feststellen. Sie ist anzuraten, wenn Virussymptome festzustellen sind. Diese Untersuchung kann nur in speziellen Instituten vorgenommen werden (in Rheinland-Pfalz z. B. am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum – Rheinpfalz, Neustadt/Weinstraße). Deshalb ist im gegebenen Fall zunächst Kontakt mit der zuständigen Beratungsstelle aufzunehmen.

Die Nematodenuntersuchung muss vorgenommen werden, wenn auf der betreffenden Fläche Reben zu Vermehrungszwecken (Edelreisgewinnung, Unterlagenschnittgärten) angepflanzt werden sollen (Rebenpflanzgutverordnung (RebPflV), § 7 Abs. 2 vom 21.01.86, zuletzt geändert durch Artikel 4 der Verordnung vom 25. Oktober 2012 (BGBl. I S. 2270)) [2]. Der Befund muss selbstverständlich negativ sein (negativ bedeutet in diesem Fall: „keine virusübertragenden Nematoden nachgewiesen“). Diese Untersuchung muss auch auf Rebschulflächen durchgeführt werden, wobei hier unter bestimmten Umständen auf eine Bodenuntersuchung verzichtet werden kann.

Bekämpfung

Eine chemische Bekämpfung ist nicht möglich, da im Weinbau keine entsprechenden Mittel (Nematizide) zugelassen sind. Es kommen deshalb nur vorbeugende, indirekte Maßnahmen in Frage. Bei Rebschulen kann das Problem durch Wechsel auf eine nematodenfreie, eventuell noch nicht weinbaulich genutzte Fläche gelöst werden. Ansonsten sind, insbesondere wenn im Altbestand Virussymptome aufgetreten sind, vor der Neuanlage von Ertragsweinbergen folgende Maßnahmen durchzuführen:

  • beim Roden alter Anlagen Rebstöcke und Wurzelreste möglichst restlos entfernen
  • intensive, tief wendende Bodenbearbeitung nach dem Roden; damit können Nematoden eher geschädigt werden als durch Tiefenlockerung allein
  • Brache von mindestens 5 Jahren einfügen, dabei natürliche Begrünung vermeiden, da sich Nematoden auch an diesen Pflanzen weitervermehren können. Am günstigsten wäre eine Schwarzbrache. Da dies aus weinbaulichen und ökologischen Gründen nicht sinnvoll ist, sollten zur Begrünung Pflanzen verwendet werden, die den Nematoden nicht als Wirtspflanze dienen. Geeignet sind: Ölrettich, Senf, Luzerne, Bokharaklee, Bitterlupine.

Im Übrigen helfen weinbauliche Maßnahmen, wie Optimierung der Bodenstruktur und der Nährstoffversorgung, reduzierter Anschnitt in der Neuanlage sowie optimaler Pflegezustand der Rebanlage und eine geeignete Sortenwahl, zumindest die Schadwirkung zu verringern. Der Gesundheitswert des Bodens wird damit aber nicht verbessert.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Sturhan, D. (2000). Virusübertragende Nematoden in Deutschland – aktueller Kenntnisstand und Forschungsbedarf, Vortrag, 28. Tagung DPG-AK Nematologie, Veithöchheim. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Sturhan2000“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/rebpflv_1986/gesamt.pdf

Literatur

  • B. Altmayer, J. Eichhorn, B. Fader, A. Kortekamp, R. Ipach, U. Ipach, H.-P. Lipps, K.-J. Schirra, B. Ziegler (2013): Sachkunde im Pflanzenschutz (Weinbau). 8. überarbeitete Auflage. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße. 
  • Mohr, H. D. (2012): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Eugen Ulmer KG Stuttgart-Hohenheim: 335 Seiten.