Umtriebsplanung

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Umtrieb Kranich.JPG

Eine Silvaner-Anlage vor dem Umtrieb.


























Auch Rebanlagen altern. Dies macht sich durch zunehmende Stockausfälle und abnehmende Erträge bemerkbar. Gleichzeitig setzt die Witterung, aber auch die fortschreitende Technisierung Material und Reben zu. Die mit dem Altern der Anlagen einhergehende Erlösverschlechterung gilt es durch bessere Preise, höhere Erträge oder durch Rationalisierung aufzufangen. Wo dies nicht mehr möglich ist, müssen die Anlagen durch Erneuerung wieder fit gemacht werden.


Umtriebsplan

Der Umtriebsplan ist ein Hilfsmittel für betriebswirtschaftliche Planungen. Er bestimmt das Verhältnis zwischen Brachen, Jungfeldern und Ertragsanlagen im Betrieb. Er drückt aus, wie groß der jährlich zur Rodung vorzusehende Flächenanteil sein muss, damit über die gesamte Umtriebszeit hinweg eine annähernd konstante Ertragsleistung erzielt wird.

BEISPIEL: 10 ha Gesamtfläche / 25 Umtriebsjahre = 0,4 ha jährliche Umtriebsfläche.

Vom Idealfall einer jährlich gleich großen Umtriebsfläche weicht die tatsächliche Umtriebsfläche mal mehr, mal weniger stark nach oben und unten ab. Die Gründe hierfür liegen u.a. in den verschieden großen Parzellen, unterschiedlich leistungsfähigen Anlagen, unvorhersehbaren Schadensereignissen, Flurbereinigungen und auch in den finanziellen Belastungen.

Umtriebszeit

Die Umtriebszeit umfasst die Brach-, Jungfeld- und Ertragszeit. Sie definiert, nach wie vielen Jahren die Anlagen erneuert werden. Welcher Zeitraum zugrunde gelegt wird, hängt neben der Nachhaltigkeit der Produktionsstandorte sowohl von der Betriebsphilosophie und Wirtschaftsweise als auch von der technischen Entwicklung ab. In den 1960er-1980er Jahren wurde die maximale Nutzungsdauer von 25 Jahren wesentlich von der Notwendigkeit der Anpassung der Anlagen an die rasante Technisierung sowie von der Haltbarkeit der damals überwiegenden hölzernen Unterstützungen bestimmt. Untersuchungen zum Ertragsverlauf bei Rebanlagen sagen aus, dass die Erträge die ersten 15-20 Ertragsjahre konstant bleiben und danach altersbedingt um jährlich 0,5 bis 5% pro Jahr zurückgehen [1]. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die 2m-Draht-Spalieranlage zum Direktzugstandard entwickelt. Derzeitige Bemühungen, den in der Basisproduktion bei rund 200 Akh/ha verharrenden Arbeitszeitbedarf weiter zu senken, konzentrieren sich überwiegend auf die Mechanisierung des Aushebens. Auch die Umstellung auf Minimalschnitt findet zunehmend Beachtung.

Standzeiten verlängern

Für längere Standzeiten als 25 Jahre spricht die bessere Haltbarkeit heutiger Metall-Unterstützungen. Auch ist durch die Mengenbegrenzung bei vielen Sorten die Stockbelastung gesunken. Insbesondere Weine aus älteren Anlagen besitzen daher ein positives Qualitätsimage. Betriebswirtschaftlich sinkt bei 30 Umtriebsjahren und angenommenen 30.000 €/ha Neuanlagenkosten die jährliche Abschreibung auf 1.111 €/ha gegenüber 1.364 €/ha bei 25 Jahren (Beginn Afa nach 2. Jungfeldjahr = 27 bzw. 22 Ertragsjahre). Gegen eine längere Umtriebszeit sprechen die in den letzten 10 Jahren massiv zunehmenden Stockausfälle durch Esca, eine erwartete Zunahme witterungsbedingter Schäden, aber auch der schnelllebiger gewordene Markt.

Umtriebs-Checkliste

Anlagenzustand
  • Wuchs, Ertrag, Qualität
  • Stockausfälle, Unterstützung
  • Zeilenbreite
Standortfaktoren
  • Nachhaltigkeit Boden
  • Nährstoff-, Wasserversorgung
  • Risiken (Frost, Hagel, Wind, Wild u.a.)
  • Sorten/Unterlagenkombination
Vermarktung
  • Derzeitiger Absatz und Erlös
  • Marktgängigkeit (Vorsicht bei Trends!)
  • Langfristige Erlösaussichten
Arbeitswirtschaft
  • Änderungen der Arbeitswirtschaft
  • Umstellungen, z.B. auf Ökoanbau,
  • Minimalschnitt, andere Erziehungen
Finanzierung
  • Höhe der Umtriebskosten
  • Geldbeschaffung, Fördermittel
  • Betriebswirtschaftliche /steuerliche Auswirkungen
Pachtverträge
  • Restpachtdauer, Pachtverlängerung
  • Vereinbarungen zur Umtriebspflicht
  • Entschädigungvereinbarung für geschaffenen Mehrwert
  • Risiken vorzeitiger Pachtauflösung
Planungen Dritter
  • Flurbereinigung
  • Infrastrukturprojekte wie z. B. Straßen-, Leitungs-, Gewässerbaumaßnahmen
  • Ausweisung von Bau-, Industrie- oder Schutzgebietsvorhaben
Familiäre Aspekte
  • Alter, Gesundheit, Hofnachfolge
  • Verkaufs- / Verpachtungsaussichten


Zusammenfassung

Mit einer vorausschauenden Umtriebsplanung lassen sich die mit dem Umtrieb verbundenen Aufwendungen sowie das betriebliche Angebot steuern. Problematische Belastungsspitzen können so frühzeitig erkannt und behoben werden.

Einzelnachweise

  1. Oberhofer, J. (1989): Betriebswirtschaftlicher Vergleich konventionell und ökologisch wirtschaftender Weinbaubetriebe in den Anbaugebieten Rheinhessen, Rheinpfalz und Baden unter besonderer Berücksichtigung der Hektarhöchstertrag-Regelung. Dissertation, Universität Hohenheim.

Literaturverzeichnis

  • Kranich, H. (2012): Umtriebsplanung – Fitmachen für die Zukunft. Der Deutsche Weinbau (Nr. 22 / 02.11.2012): 38.