Rebschädlinge nach der Rebblüte

Aus Vitipendium
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Blühendes Geschein

Nach den „frühen“ Rebschädlingen wie zum Beispiel der Kräuselmilbe, der Pockenmilbe, dem Heuwurm oder dem Springwurmwickler rücken nun Arten in den Vordergrund, die in der Regel erst nach der Rebblüte ihr Schadpotenzial aufbauen und gegebenenfalls bekämpft werden müssen.

Hier gilt es, zwei wichtige Aspekte zu überprüfen:

  • Ist es notwendig, Maßnahmen gegen den betreffenden Schädling einzuleiten?
  • Wenn ja, wann ist der Zeitraum für eine optimale Behandlung?


Schildläuse

Die Befallsstärke ist ausschlaggebend!

Schildlausbefall fällt vor allem im Winter beim Rebschnitt auf. Meist handelt es sich um die Zwetschgenschildlaus (Parthenolecanium corni). Die etwa 6 mm langen Weibchen sind zu dieser Jahreszeit bereits abgestorben, die Mumien kleben aber häufig noch am Bogen. Ihre Körper sind pockenartig nach oben gewölbt und gut zu erkennen. Wenn man sie von der Unterlage löst, rieseln die weißlichen Eihüllen der im Frühjahr zuvor geschlüpften Larven heraus. Die Larven sitzen in der kalten Jahreszeit am älteren Holz/Rebstamm. Aufgrund ihres deutlich kleineren und abgeflachten, hellbraun gefärbten Körpers sind sie wesentlich schlechter zu erkennen als erwachsene Tiere. Ab April entwickeln sich die Weibchen und beginnen im Mai mit der Eiablage.

Eine Generation pro Jahr!

Schildlauslarven auf einem Rebblatt

Die Zwetschgenschildlaus kann bis 3000 Eier unter ihrem Rückenschild ablegen! Die Eier sind in der Regel unbefruchtet: bei der Fortpflanzung spielen die selten auftretenden Männchen keine Rolle!

Etwa Anfang Juni schlüpfen die ersten Larven und wandern auf die Blätter. Die Weibchen sind zu diesem Zeitpunkt bereits abgestorben. Die Larven setzen sich bevorzugt auf der Blattunterseite entlang der Blattadern fest und saugen am Nährstoffstrom. Man erkennt die knapp 1mm langen Tiere gut mit bloßem Auge oder einer Lupe. Sie halten sich über die gesamte Vegetationsperiode an den Blättern auf. Im Spätsommer/Herbst wandern die Larven vor dem Blattfall an Bogen und Rebstamm, um hier zu überwintern. Die Zwetschgenschildlaus durchläuft somit eine Generation pro Jahr.

Starker Befall durch erwachsene Tiere und Larven kann vor allem geschwächte Reben zusätzlich stressen. Indirekter Schaden entsteht durch die flüssigen Ausscheidungsprodukte der Larven, die an den grünen Rebteilen ein ideales Medium für Rußtau und andere Pilze sind.

Befallsregulation!

Schildlauskolonien treten häufig herdweise in einem Weinberg auf. Kleinere am Bogen sitzende Populationen beeinträchtigen kaum die Vitalität der Rebstöcke. Erst wenn die Kolonien große Bereiche der Bögen einnehmen, muss die Rebanlage im Auge behalten und gegebenenfalls im folgenden Sommer gegen die Larven vorgegangen werden.

Eine Bekämpfung ist etwa ab Ende Juni möglich, wenn die Larven sich an den Blättern festgesaugt haben. Dies sollte stichprobenartig überprüft werden. In jedem Fall muss die Blüte vor einer Behandlung abgeschlossen sein! Derzeit ist im Weinbau das Mittel Confidor WG 70 über § 18a gegen die Larven genehmigt. Da Confidor WG 70 bienengefährlich eingestuft ist, sind die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen unbedingt einzuhalten!

Grüne Rebzikade (Empoasca vitis)

Maßnahmen gezielt gegen die Larven!

Etwa ab Anfang Juli fliegen die erwachsenen Tiere der ersten Weinbergsgeneration. Sie können nicht bekämpft werden! In Jahren mit starkem Zikadenauftreten bleiben die Tiere bei Schlepperfahrten massenhaft an den Scheiben hängen, ein erster Warnhinweis für die Praxis!

Die Eier werden von den Weibchen in die Blattadern gelegt.

Die im Juli/August auftretenden Larven der zweiten Zikadengeneration können mit Kiron oder Steward bekämpft werden, wenn die Schadensschwelle von durchschnittlich 3 bis 5 Tieren pro Blatt überschritten wird. Dies sollte gegen die jungen Larven und nicht gegen die älteren Larven (Nymphen) erfolgen, um dem Saugschaden an den Blättern frühzeitig entgegenzuwirken. Untersuchungen haben ergeben, dass stark geschädigte Blätter deutlich weniger Assimilate für die Trauben produzieren als gesunde. Qualitätsverluste im zweistelligen Bereich können dann die Folge sein!

Als Alternative zu chemischen Pflanzenschutzmitteln können bei moderatem Larvenbefall das Gipfellaub weniger intensiv gekürzt und/oder die Geiztriebe teilweise stehen gelassen werden. Die gesunden Blattflächen kompensieren dann einen Teil der Saugschäden.

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Schirra, K.-J. (2013): Rebschädlinge nach der Rebblüte. Abteilung Phytomedizin (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.
  • Mohr, H. D. (2012): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Eugen Ulmer KG Stuttgart-Hohenheim: 335 Seiten.