Reblaus

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Reblaus
Dactylosphaera vitifolii
Shimer
Synonyme
Dactulosphaira vitifoliae Fitch, Viteus vitifolii Fitch, Phylloxera vastatrix Planck
Reblaus 011.jpg
geöffnete Blattgalle mit Reblaus
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse Freikiefler
Ectognatha
Überordnung Schnabelkerfe
Hemiptera
Ordnung Pflanzenläuse
Sternorrhyncha
Unterordnung Blattläuse
Aphidina
Familie Zwergläuse
Phylloxeridae

Die Reblaus (Dactylosphaera vitifoliae) wurde etwa Mitte des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika, wo sie an Wildreben vorkommt, nach Südeuropa eingeschleppt. Innerhalb kurzer Zeit fand eine explosionsartige Verbreitung in fast allen europäischen Weinbaugebieten statt. Folge war die Zerstörung der meisten befallenen Rebflächen.

Lebensweise und Schadwirkung

Die Reblaus entwickelt sowohl einen unterirdischen als auch einen oberirdischen Lebenskreislauf. Der unterirdische Kreislauf ist ungeschlechtlich und kann auch ohne den oberirdischen Lebenskreislauf vollzogen werden. Die Wurzelläuse saugen an den Wurzeln. Diese schwellen an, was letztlich zum Absterben der Wurzeln und des Rebstockes führen kann. Die Anschwellungen an jungen Wurzeln bezeichnet man als Nodositäten und an älteren Wurzeln als Tuberositäten. Die Wurzelläuse leben an Amerikanerreben und an Europäerreben. Hoch anfällig sind die Wurzeln der Europäerreben. In Jahren mit guten Lebensbedingungen für Wurzelläuse (warm, trocken), treten auch an Unterlagskreuzungen zwischen Amerikaner- und Europäerreben starke Wuchsdepressionen auf, die zum Absterben von Reben führen können. Die meisten, aber nicht alle, in der Rebenzüchtung verwendeten amerikanischen Rebenarten und ihre Kreuzungen untereinander sind ausreichend resistent. Erst die Erkenntnis, widerstandsfähige Amerikanerreben als Unterlagen zu nutzen, konnte den europäischen Weinbau mit seinen einheimischen Rebsorten retten.

Die Blattrebläuse saugen vor allem an den Blättern der Amerikanerreben und Hybriden. Deshalb kann der oberirdische Lebenskreislauf bei uns nur dort stattfinden, wo Unterlagsschnittgärten stehen oder in größerem Ausmaß Stockausschläge von Unterlagsreben vorhanden sind (z. B. in Drieschen). Allerdings wird seit einigen Jahren vereinzelt auch Blattbefall an europäischen Edelreisern wie z. B. Morio-Muskat oder Dornfelder beobachtet. Durch die Saugtätigkeit der Läuse entstehen Blattgallen, die zur Blattoberseite hin offen sind. Dieser Eingang zur Blattgalle, die der Reblaus als Unterschlupf und Eiablageplatz dient, ist durch einen hellen Haarkranz verdeckt. Mit zunehmender Befallsstärke kommt es zu Entwicklungsverzögerungen, Verkrüppelungen und Aufrollen der Blätter. Als Schadwirkung kann es zu eingeschränktem Triebwachstum, schlechter Holzreife, Wachsstumsstillstand oder vorzeitigem Abwurf der befallenen Blätter kommen. Bei starkem Befall können auch Gallen an jungen Triebachsen und Ranken entstehen.[1]

Ausbreitung

Die Reblausfliegen können eine Distanz von mehr als 100 m überwinden. Auch die Wurzelläuse können sich im Boden selbst fortbewegen. Dies führt dazu, dass sie hauptsächlich dann, wenn der befallene Rebstock nicht mehr genug Nahrung liefert, zu den Nachbarstöcken abwandern. Eine wesentlich größere Bedeutung als die Eigenbewegung der Reblaus hat die passive Verbreitung durch Verschleppung. Dies sind zunächst Witterungseinflüsse, wie Wind, Regen, Wasser und damit verbundene Erosion. Insbesondere Blattrebläuse können über größere Distanzen mit dem Wind verdriftet werden. Sehr wichtig ist auch die Verschleppung durch den Menschen, z. B. durch Bodenbearbeitungsgeräte oder befallene Wurzelreben.

Bekämpfung

Die größte Bedeutung zur Bekämpfung der Reblaus hat die indirekte bzw. vorbeugende Bekämpfung. Dies sind folgende Maßnahmen:

  • Hat ein Winzer den Verdacht, dass seine Anlagen von Reblaus befallen sind, so hat er dies der zuständigen Beratungsstelle zu melden.
  • Verwendung reblausfester amerikanischer Unterlagen
  • Verzicht auf Einleger
  • Entfernung von Edelreiswurzeln
  • Verschleppung durch Bodenbearbeitung minimieren. Dies spielt dort eine Rolle, wo Winzer neben Pfropfrebenbeständen auch noch wurzelechte Bestände bewirtschaften.
  • Vorhandene Drieschen müssen beseitigt werden (Landesverordnung vom 28.11.97)
  • Beim Roden alter Anlagen Rebstöcke und Wurzelreste möglichst restlos entfernen und verbrennen

Werden die indirekten Bekämpfungsmaßnahmen vernachlässigt, steigt der Befallsdruck an, und es werden dann auch veredelte Reben so stark geschädigt, dass ihre Leistungsfähigkeit reduziert wird. Gesetzliche Grundlagen sind die Bundesverordnung zur Bekämpfung der Reblaus (Reblausverordnung) vom 27. Juli 1988 in der jeweils gültigen Fassung und entsprechende Länderverordnungen.

Einzelnachweise

  1. Mohr, H.D. (2012): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Ulmer Verlag. Stuttgart-Hohenheim, S. 173

Literaturverzeichnis

  • B. Altmayer, J. Eichhorn, B. Fader, A. Kortekamp, R. Ipach, U. Ipach, H.-P. Lipps, K.-J. Schirra, B. Ziegler (2013): Sachkunde im Pflanzenschutz (Weinbau). 8. überarbeitete Auflage. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, Abteilung Phytomedizin. Neustadt an der Weinstraße. 
  • Kopf, A. (2000): Untersuchungen zur Abundanz der Reblaus (Dactylosphaera vitifolii Shimer) und zur Nodositätenbildung in Abhängigkeit von Umweltfaktoren. Dissertation Universität Hohenheim. Stuttgart-Hohenheim. 
  • Mohr, H.D. (2012): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Ulmer Verlag. Stuttgart-Hohenheim. ISBN 978-3-8001-7592-5

Weblinks