Rebenveredelung

Aus Vitipendium
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Seit der Antike kennen die Winzer die Rebenveredlung. Ein dicker Ast wurde durchbohrt, von der gewünschten Nachbarrebe ein Trieb durchgesteckt und nach der Verwachsung abgeschnitten. Dieses Verfahren wurde bis in die Neuzeit empfohlen. Mit der verbreiterten Anwendung der Rebenveredlung zur Bekämpfung der Reblaus kamen eine Vielzahl neuer Verfahren dazu.

Standort- und Tischveredelung

Grundsätzlich unterscheidet man:

  • Standortveredlung
    • Pfropfen und Okulieren am grünen Trieb
    • Pfropfen und Okulieren am mehrjährigen Trieb
  • Tischveredlung
    • Handveredlung (Englische Kopulation mit Gegenzunge )
    • Maschinenveredlung (Englische Kopulation mit Gegenzunge, Jupiter-, Lamellen- und Omegaschnitt)


Bei der Standortveredlung wird die Unterlage in den Weinberg gepflanzt und später am Standort des Rebstocks veredelt. Im Gegensatz dazu werden bei der Tischveredlung beide Pfropfpartner unabhängig vom Standort gepfropft. Heute wird praktisch ausschließlich die nach 1972 stärker verbreitete Omegaschnitt angewendet, die bei geringerer Belastung eine gegenüber der Handveredlung viermal höhere Arbeitsleistung ermöglicht.

Veredlungsgrundsätze

Bei der Herstellung der Pfropfreben gelten nachstehende Grundsätze:

  • Erzeugung von Unterlagen und Edelreiser in sorgfältig auf Gesundheit überwachten Mutterrebenbeständen
  • Lagerung von Rebholz und Pfropfreben nach Desinfektion, vor Austrocknung geschützt bei niederen Temperaturen
  • Vortreiben nach der Veredlung ab Mitte April, bis Veredlungsstelle durch Kallusgewebe verschlossen
  • Einstecken der vorgetriebenen Reben Ende Mai 15 cm tief in auf Dämme verlegter Mulchfolie
  • regelmäßige vorbeugende Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Peronospora und Oidium
  • Ausschulen im November nach Laubfall, anschließend Sortieren, Lagern und Verkauf.

Anleitung zur Überlagerung von Pfropfreben und Unterlagsreben

Allgemeine Hinweise zu Paletten- und Karton-Überlagerung

  • Im Kühllager ist eine Temperatur zwischen + 2°C bis 5°C einzustellen. Dabei ist darauf zu achten, dass 5°C für eine längere Zeit nicht überschritten werden.

Bei höheren Temperaturen beginnt eine stärkere Veratmung von Reservestoffen. Reben auf Paletten benötigen im Vergleich eine höhere Luftfeuchtigkeit. Der Raum für die Kartonlagerung muss eine geringere Feuchtigkeit haben (Befeuchtungsanlage abschalten). Deshalb ist eine getrennte Lagerung von Paletten und Kartons vorzuziehen.

  • Vor der Einlagerung müssen sich die Reben noch in der Winterruhe befinden und dürfen nicht ausgetrieben haben.
  • Wenn die Reben von der Palette zur Überlagerung in Kartons verpackt werden, empfiehlt es sich, vorher eine Behandlung mit einem Desinfektionsmittel durchzuführen. Unabhängig davon ob die Reben bereits pflanzfertig geschnitten und paraffiniert sind.
  • Bei der Desinfektion ist folgendes zu beachten: Trockene Reben (durch Wasserverlust) sollten vorher in Wasser eingelegt werden, damit eine gleichmäßigere Aufnahme des Behandlungsmittels erfolgen kann.
  • Die Desinfektions-Lösung ist nach 3 bis 4 mal Nutzung aufzufrischen. Entsprechende Kontrolllösungen ansetzen und prüfen.
  • Bevor die Reben lagenweise in den Karton gelegt werden, können diese anstelle eines Tauchvorgangs auch mit Desinfektionsmittel eingesprüht werden.
  • Nach der Behandlung muss das Desinfektionsmittel von den Reben abtropfen, dabei dürfen die Reben nicht trocken werden.

Pfropfreben-Überlagerung im Karton

Pfropfreben-Überlagerung im Karton
  • Der Plastiksack im Karton sollte vor dem Einlegen der Reben mit Desinfektionsmittel eingesprüht werden.
  • Die Reben werden nach der Desinfektion in den Plastiksack im Karton eingelegt.

Auf dem Markt gängige Kartons können 300 Stück Reben aufnehmen, die in 25 Reben pro Bündel auf drei Lagen verteilt werden. Aus Platzgründen wird die 2. Lage in entgegengesetzter Richtung zur 1. Lage eingelegt. Umgekehrt wird die 3. Lage zur 2. eingelegt.

  • Die ausgereiften Triebe müssen aufgrund der Kartongröße auf 3 – 4 Augen und die Wurzeln auf etwa 15 cm eingekürzt werden.
  • Vor dem Verschließen des Kartons wird der Plastiksack mit den Reben nur durch Zusammenlegen oder -falten geschlossen. Der Karton sollte nicht zugeklebt werden, um einen geringen Gasaustausch zu gewährleisten.

Pfropfreben-Überlagerung auf der Palette

  • Behandlung mit Desinktionsmittel, Raumtemperatur, erfolgt wie oben angegeben.
  • Bei der Einlagerung in feuchtem Reben-Veredlungstorf erfolgt abwechselnd eine Lage Torf und eine Lage Reben. Die Reben an den Wurzeln bis zur Veredlungsstelle ganz mit Torf bedecken, damit eine gleichmäßige Feuchthaltung gewährleistet ist. Den Kopf mit dem Trieb frei lassen. In regelmäßigen Abständen ist die Feuchtigkeit des Torfs und der Gesundheitszustand der Reben zu kontrollieren. Die freiliegenden Köpfe müssen bereits bei geringem Pilzbefall mit Desinfektionsmittel eingesprüht werden.

Die Reben sollten nach der Überlagerung gewässert werden und nach kurzer Zeit austreiben können.

Überlagerung von Unterlagsreben im Kühlhaus

  • Fertig zugeschnittene Veredlungslängen können in Plastiksäcken gelagert werden. Während der Lagerung sollte die Desinfektion noch ein- bis zweimal stattfinden (wie oben beschrieben). Im darauffolgenden Jahr vor dem Veredeln, prüfen ob die Schnittstelle grün ist ansonsten etwa 2 cm abschneiden.
  • Ganze, ungeschnittene Unterlagslängen (z.B.: 1,10 m) sind zur Desinfektion in ein Behandlungsmittel einzuweichen. Danach können sie auf einer Palette gelagert werden. Um die Feuchtigkeit zu erhalten, kann diese mit einer Stretchfolie umwickelt werden.

Bei allen Überlagerungsarten sind regelmäßige Kontrollen durchzuführen.

Auskunft: Matthias Zink, Dr. Joachim Eder Telefon: 0 63 21 – 67 12 51 und 67 13 57 Dienstleistungezentrum Ländlicher Raum -Rheinpfalz- Neustadt an der Weinstraße, Abteilung Phytomedizin, Sachgebiet Pfropfreben und Reblausforschung

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Adams, K., Jakob, L. & F. Schumann (1997): Weinkompendium. 2. Auflage, Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße: Artikel 306.
  • Zink, M. (2005): Anleitung zur Überlagerung von Pfropfreben. Abteilung Phytomedizin (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.