Phosphor-Düngung

Aus Vitipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche
Phosphat-Gehaltsklassen pfälzischer Weinberge (Auswertung von 4900 Bodenanalysen 1997 bis 2008)
Phosphat-Gehaltsklassen im Weinbau bei Bodenanalysen nach der CAL-Methode und der daraus resultierende Düngebedarf

Mit den Trauben werden jährlich 5 bis 15 kg P2O5 ha-1 (2,2 bis 6,5 P ha-1) aus den Weinbergen abgeführt. Unter Berücksichtigung des eingeschränkten Ausnutzungsgrades von Phosphat-Düngern ergibt sich hieraus eine Düngeempfehlung von 15 bis 25 kg P2O5 ha-1 a-1 (6,5 bis 11 kg P ha-1). Da Phosphate sich nur sehr langsam im Boden verlagern, kann aus arbeitswirtschaftlichen Gründen der Düngebedarf mehrerer Jahre mit einer Gabe ausgebracht werden.

Dieser Umstand und die frühere Fehleinschätzung des Bedarfes haben dazu geführt, dass im Weinbau jahrzehntelang überhöhte Phosphat-Mengen ausgebracht wurden. Dadurch finden sich in den traditionellen deutschen Weinbergslagen stark mit Phosphat überdüngte Böden. So zeigt die Auswertung von 4900 Bodenanalysen aus pfälzischen Weinbergen, dass 81 % der Parzellen überhöhte P-Gehalte und somit keinen Phosphat-Düngebedarf aufwiesen. Lediglich 16 % der Weinberge lagen im angestrebten Bereich (C) von 12 bis 20 mg P2O5 100g-1. 3 % der Flächen waren mit Phosphat unterversorgt (Gehaltsklassen A und B). Damit ergab sich ein P-Düngebedarf nur bei 19 % der Weinberge. Ein betriebsweiter Einsatz von P-haltigen Mehrnährstoffdüngern kann daher nur in Fällen empfohlen werden, wo aktuelle Bodenuntersuchungen in allen Parzellen Gehalte unter 20 mg P2O5 100g-1 Boden aufweisen.

Ermittlung des Phosphat-Bedarfs

Aufgrund der häufig anzutreffenden Überdüngungssituation in Weinbergsböden kann die Ausbringung von P-haltigen Düngemitteln nur nach vorausgegangener Nährelementuntersuchung erfolgen. Die Orientierungswerte hierfür beziehen sich auf einen Calcium-Acetat-Lactat-Aufschluss (CAL-Methode) der Bodenproben. Andere Laborverfahren, wie das Doppel-Lactat-Verfahren (DL-Methode) oder das Elektro-Ultrafiltrationsverfahren (EUF) erfordern andere Bewertungsgrößen.

Die P-Untersuchung von Böden erfolgt normalerweise in Ober- (0 bis 30 cm) und Unterboden (30 bis 60 cm). In Weinbergsböden, die in der Vergangenheit schon mehrmals durch tief mischende und wendende Geräte bearbeitet wurden (Rigolen), reicht die Entnahme des Oberbodens (0 bis 30 cm). Untersuchungen im Rahmen von Weinbergsanpflanzungen sollten möglichst vor dem Tiefenbearbeiten beprobt werden. Tiefere Lockerungsmaßnahmen verursachen ein stärkeres Austrocknen des Bodens. Damit wird der Gehalt an CAL- verfügbarem P verringert und die Untersuchung täuscht einen geringeren P-Gehalt vor. Jungfelder sollten darum erst zwei Jahre nach dem Rigolen einer Bodenanalyse unterzogen werden. Eine Überprüfung des Nährstoffstatus der Reben kann durch eine Blattanalyse erfolgen. Bei Entnahme von Blattproben zur Zeit der Rebblüte sind bei ausreichend versorgten Böden Gehalte in Höhe von 0,23 bis 0,31 % P i. TM zu erwarten. Mit fortschreitender Vegetation gehen die Gehalte zurück. So finden sich bei Reifebeginn nur noch 0,18 bis 0,23 % P i. TM.

Mineralische und synthetische phosphorhaltige Düngemittel
Organische Düngemittel (geordnet nach P-Gehalt)
Humusdünger (geordnet nach P-Gehalt)


Phosphor-Düngemittel

Die Zufuhr von Phosphor kann durch mineralische und organische Düngemittel erfolgen. Mineralische Düngemittel bestehen aus fein gemahlenem weicherdigem Rohphosphat (Apatit). Da diese Form nur langsam pflanzenverfügbar wird, werden im Handel vermehrt P-Düngemittel angeboten, die mit Schwefelsäure aufgeschlossen wurden. Das völlig aufgeschlossene Superphosphat enthält 18 % P2O5 und das Triple-Superphosphat 45 % P2O5. Im Novaphos und Cederan ist nur ein Teil des Rohphosphates aufgeschlossen, hier sind 23 % P2O5 enthalten. Die früher bei der Stahlherstellung anfallenden Glühphosphate Thomasphosphat und Rhenaniaphosphat sind nicht mehr im Handel.

Nahezu alle organischen Düngemittel und Humusdünger enthalten Phosphor. Besonders fäkalienhaltige Stoffe (getrockneter Dung, Mist, Gülle, Klärschlamm) und Dünger aus verarbeiteten Samen (Rapsschrot, Rizinusschrot, Malzkeimdünger) enthalten beachtenswerte P-Mengen. Als kritisch ist der verhältnismäßig hohe P-Gehalt in Bioabfallkomposten aus Siedlungsabfällen und verschiedenen Gärrückstände aus der Biogasherstellung anzusehen.

Phosphor-Bilanz im Weinbaubetrieb

Die deutsche Düngeverordnung 2006/2007 erlaubt im Durchschnitt von 6 Jahren einen Bilanzüberschuss von maximal 20 kg P2O5 ha-1 a-1.[1] In Betrieben mit ausschließlich Traubenabfuhren erfolgt jährlich ein Phosphat-Export von 5 bis 15 kg P2O5 ha-1. Somit darf hier die Phosphat-Zufuhr 25 bis 35 kg ha-1 a-1 nicht übersteigen. Betriebe mit Weinausbau und Nutzung der Kellereiabfälle zur Düngung haben lediglich eine Abfuhr von 1 bis 3 kg P2O5 ha-1 a-1. Damit ist in solchen Betrieben die P-Zufuhr auf 21 bis 23 kg P2O5 ha-1 a-1 zu begrenzen. Während diese Höchstmengen bei Einsatz von mineralischen Düngern unproblematisch sind, kann der häufige Einsatz von Humusdüngern, insbesondere bei Bioabfallkompost, Stallmist und Gärrückständen von Biogasanlagen, zu Überschreitungen führen.

Phosphatfluss im Weinbau

Einzelnachweise

  1. Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis beim Düngen (Düngeverordnung - DüV), Ausfertigungsdatum: 10.01.2006: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/d_v/gesamt.pdf

Literaturverzeichnis

  • Ziegler, B. (2013): Phosphor-Düngung. Rhodt unter Rietburg (ehemaliger Spezialberater für Bodenpflege und Düngung der Abteilung Weinbau & Oenologie (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße).
  • Ziegler, B. (2012): Rebendüngung. Abteilung Weinbau & Oenologie (Gruppe Weinbau), Broschürenreihe des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße: 58 Seiten.