Muscaris

Aus Vitipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche
Muscaris - eine pilzwiderstandfähige Weißweinsorte

Herkunft und Züchter

Die Sorte Muscaris wurde 1987 am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg gezüchtet. Sie stammt aus einer Kreuzung von Solaris und Gelbem Muskateller ab. Solaris ist wiederum eine Kreuzung aus Merzling und Gm 6493. Die Zuchtnummer Gm 6493 besitzt Erbgut von Vitis amurensis. Muscaris zählt jedoch wie auch Solaris zur Familie Vitis vinifera. Die ursprüngliche Zuchtnummer von Muscaris ist FR 493-87. Züchter war Norbert Becker.

Die Sorte Muscaris ist vom Bundessortenamt in die Sortenliste eingetragen worden. Damit ist ein Anbau ohne Einschränkungen möglich.

Anbau

Die folgende Tabelle verschafft einen Überblick über den Muscaris-Anbau:

Quelle: Anbaustatistik für das Jahr 2018 [1]

Anbaugebiet Fläche [ha]
Deutschland 58
Nordrhein-Westfalen 0
Hessen 1
Rheinland-Pfalz 24
Baden-Württemberg 27
Bayern 4
Saarland 0
Brandenburg 1
Sachsen 1
Thüringen 0


Ampelographie

  • Blätter dichtlaubig, drei- bis fünflappig
  • Stielbucht überlappend
  • Traube frühreif, lockerbeerig, mittelgroße Beeren. Beerenfarbe grün-gelb bis grün-grau. Die Traube ist kurz und wenig geschultert, selten kommt es zu kompakten Trauben, die sich aber nicht abdrücken.
  • Beerengeschmack sehr fruchtig bukettiert, muskatellerartig. Muscaris hat eine ausgeprägte Wachsschicht auf den Beeren, dem sogenannten Duft, welcher sich leicht mit den Fingern abreiben lässt.

Standortansprüche

  • Keine hohen Lageansprüche wegen der Frühreife erforderlich, Spätfrostlagen (Senken, Hochebenen) scheiden aus. Auf kräftige Böden und gute Wasserführung ist besonders zu achten. Daher sind skelettreiche Böden und exponierte Südwestlagen ungeeignet. Ost- und Nordlagen sind bei weinbaulicher Eignung günstig.

Sorteneigenschaften

  • Die Traube ist frühreifend, vergleichbar mit Müller-Thurgau und Regent aber später als die sehr frühe Sorte Solaris. Lesereife der Regel Anfang bis Mitte September. Sie kann aber lange hängen, da kaum Neigung zu Fäulnis besteht. Daher bietet es sich an, edelsüße Weine zu erzeugen. Durch die dicke Beerenschale und Lockerbeerigkeit der Traube ist sie sehr botrytisfest.
  • Der potentielle Ertrag ist oft höher als bei Riesling, da wenig Neigung zur Verrieslung besteht und die Traubenzahl je Trieb hoch ist. Bei längerer Trockenheit leidet die Traubenqualität und Vitalität.
  • Der Austriebszeitpunkt ist früh, vergleichbar mit Muskateller. Es besteht daher länger Spätfrostgefahr.
  • Der Wuchs ist halbaufrecht bis hängend mit kräftiger Geiztriebbildung. Die Reben wachsen sehr buschig. Die Sorte zeigt allgemein eine gute Vitalität, was sich durch dunkelgrünes, dichtes Laub bemerkbar macht und auf eine hohe Photosytheserate schließen lässt. Bei Trockenheit reagiert Muscaris mit "Welketracht". Der hängende Wuchs erschwert die Laubarbeiten, falls Normalerziehung betrieben wird.
  • Bereits beim Austrieb bilden sich sehr viele Wasserschosse am Stamm und Kopf aus, die vermehrt zu Ausbrecharbeiten führen. Positive Erfahrungen liegen auch beim Minimalschnitt vor. Aufgrund der Robustheit gegen Botrytis ist eine Entblätterung nicht generell notwendig, um die Traubengesundheit zu erhalten. Jedoch sollte der Wuchs durch regelmäßigen Laubschnitt in Schach gehalten werden. Die Geiztriebbildung ist hoch und eine Bremsung über Trockenheit ist nicht zielführend. Die Beerenwelke durch Trockenstress kann auch mit Stiellähme einhergehen. Welke und unreife Trauben sollten entfernt werden. Wichtig ist zudem eine ausreichende Versorgung mit Magnesium und Kalium, um Stiellähme und Beerenwelke möglichst gering zu halten.
  • Die Erträge sind in der Regel hoch, trotz lockerer Struktur der Trauben ist Muscaris sehr blütestabil.

Pilzwiderstandfähigkeit und allgemeine Anfälligkeit

Die Sorte zeigt eine mittlere bis hohe Widerstandsfähigkeit gegen Peronospora an den Beeren. Auch gegen Oidium zeigt die Sorte eine gute Widerstandfähigkeit. Zur Sicherung und Erhaltung der Robustheit sollten zwei bis drei Spritzungen besonders während der Blüte erfolgen. In trockenen Jahren ohne Peronospora-Druck im Frühsommer genügt es, nur Oidium zu bekämpfen. Gegen Botrytis sind keine Sondermaßnahmen erforderlich. Trotz Frühreife ist Essigfäule nur bei Insektenfraß von Belang. Somit kann der Pflanzenschutz auf einen Basisschutz durch Fungizide beschränkt werden. Lediglich außerhalb von Pheromongebieten ist auf eine Traubenwicklerbekämpfung zu achten. Ein Befall durch Blattreblaus ist gegeben, dies liegt in erster Linie an der Elternsorte Gelber Muskateller, welcher ebenfalls eine erhöhte Blattreblausanfälligkeit besitzt. Die Empfindlichkeit auf Rebvirosen ist wenig bekannt, es muss aber grundsätzlich von einer erhöhten Disposition ausgegangen werden, da die Elternsorte Solaris auf Virusstandorten mit erheblichem Wuchs- und Ertragsdepressionen reagiert. bezüglich Langlebigkeit der Anlagen (ESCA Empfindlichkeit) liegen aufgrund mangelnder Erfahrung noch keine Daten vor.

Anbauempfehlung

Ausdünnmaßnahmen sind besonders in den ersten Jahren erforderlich, dies kann bereits konsequent durch Triebreduktion geschehen. Durch den Mehrfachaustrieb sollte die Ertragssteuerung nicht allein über den Anschnitt erfolgen. Überlastung kann zudem zu massiver Stiellähme bzw. Traubenwelke führen. Auf eine ausgewogene Nährstoffversorgung ist zu achten. Dies gilt besonders für Magnesium und Kalium, die bei Unterversorgung zu Mängel (Stiellähme) führen. Zudem reagiert Muscaris sehr empfindlich auf Trockenheit. Bei Trockenstress kommen die Trauben nicht zur vollen Reife, ebenso reagiert sie bei hoher Ertragsbelastung mit Notreife und schwacher Holzreife. Die Holzreife erfolgt recht spät, die Winterfrostfestigkeit aber in der Regel gut, was offenbar an dem Amurensis- Erbgut liegen mag. Bei Trockenstress, Mangelernährung oder Übererträgen fällt die Holzreife jedoch extrem ab, oft sind dann Triebe selbst an der Basis noch unverholzt. Je nach Verwendungszweck erfolgt die Lese bereits vor der Vollreife, etwas für Secco und Sektgrundwein oder Federweißer. Das typische Muskatelleraroma ist bereits früh vorhanden. Bei Überreife beginnen die Beeren einzuwelken, was sehr typisch für diese Sorte ist.

Vorteile der Sorte:

Allgemein hohe Widerstandsfähigkeit der Sorte, insbesondere gegen Botrytis und Peronospora, etwas schwächer gegen Oidium. Mittleres bis hohes Ertragsniveau bei gute und gleichmäßiger Ausreife der Trauben macht den Anbau wirtschaftlich. Muscaris stellt ein guter Ersatz oder eine Ergänzung der Sorten Muskateller und Morio-Muscat dar.

Nachteile der Sorte:

Hohe Spätfrostgefährdung durch frühen Austrieb, daher kommen Spätfrostlagen nicht in Betracht. Auf Trockenstandorten besteht die Gefahr der Notreife der Trauben, zudem reift das Holz nicht genügend aus. Daher sollte auf kargen Standorten vom Anbau abgesehen werden. Durch wuchsstarke Unterlagen (5 BB) und Bewässerung kann zwar entgegen gewirkt werden. Der Aufwand für Laubarbeiten (Ausbrechen und Heften) ist überdurchschnittlich. Durch Hochstammreben kann der Aufwand für Ausbrecharbeiten gesenkt werden.

Ertrag und Wein

Ertrag:

Durch die hohe Fruchtbarkeit ist der Ertrag hoch. Lediglich bei Spätfrost ist mit Ausfällen zu rechnen.

Wein:

Die Weine sind sehr bukettiert, als Verschnittanteil können neutrale Sorten aufgewertet werden. Dabei sollte aber sehr verhalten agiert werden, um den Sortencharakter nicht zu überlagern. Grundsätzlich kommen alle Weinstile in Frage, die auch für Muskateller oder Morio-Muskat gelten. Muscaris bietet sich für diese Sorten als pflegeleichter Ersatz oder Verschnittpartner an. Als fruchtigen Cuveépartner eignet sich die Sorte für Perlwein, Sektgrundwein, Traubensaft oder Federweißer sehr gut. Durch die hohen Mostgewichte bei gleichzeitig noch ausreichender Säure wirken edelsüße Weine lebendig.

Ertrags- und Reifedaten vom DLR Rheinpfalz: Daten folgen

Bilder der Sorte mit Auffälligkeiten und Besonderheiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statistisches Bundesamt (2019): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen. Fachserie 3 Reihe 3.1.5.