Boden und Klima der Weinberge

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Die Weinbergsböden und das Klima, und vor allem die Wechselwirkung zwischen diesen beiden Faktoren, beeinflussen Rebe und Wein, Ertrag und Qualität, sowie Bodenpflege und Anbautechnik. Klimatisch besonders begünstigte Gebiete in Deutschland haben ein „Weinklima". Reben, Mandeln, Feigen, Edelkastanien und andere südliche Pflanzen, sowie Wildreben im Auwald belegen dies.

Weinbergsböden

In Wechselwirkung mit der Lage und der Witterung und der Rebsorte führen sie in den Extremen zu geringeren, bzw. höheren Erträgen, früherer, bzw. späterer Traubenreife, sowie schnellerer, bzw. langsamerer Reife des Weines. Als extreme Böden werden besonders leichte oder schwere, trockene oder feuchte, nährstoffarme oder nährstoffreiche und humusarme oder humusreiche Böden bezeichnet. Eine extrem trockene Witterung bringt sehr feuchte, eine extrem feuchte Witterung sehr trockene Böden in das Optimum. In Wechselwirkung zum Boden und der Witterung erfolgt die Bodenpflege von Dauerbegrünung bei ausreichend Wasser bis zu Offenhalten in Trockengebieten. Dadurch werden Extreme ausgeglichen und auf für die Rebe verträglichen Umfang zurückgeführt.

Böden der pfälzischen Weinberge

Die Böden der pfälzischen Weinberge an der nordwestlichen Abbruchkante der Oberrheinischen Tiefebene sind sehr vielfältig.

Sandstein

Buntsandsteinverwitterung kommt vor allem am Haardtrand vor. Steinböden sind mehr an Hängen zu finden. Sande hingegen sind eher typisch für die Talauen von Rhodt bis Bad Dürkheim . Der Flächenanteil von Sandsteinböden beträgt etwa 45 %. Es handelt sich meist um leicht erwärmbare, nährstoffarme Böden, die zeitweise unter Trockenheit leiden. Sie bringen in feuchten Jahren die beste Leistung: reife und trotzdem leichte, elegante, früh genießbare Weine.

Kalkstein

Die von der Kalksteinverwitterung betroffenen Steinböden sind an den Hängen humusreich und trocken. Mergelböden sind vor allem am Hangfuß zu finden und schwer bearbeitbar. Von Eschbach bis Siebeldingen findet man Keuperschichten, tertiäre Kalke gibt es von Ungstein bis Bockenheim einschließlich Zellertal. Der Flächenanteil von Kalkböden beträgt ca. 5 %.
Die Weine werden am stärksten vom Kalkboden geprägt. Sie nehmen einen kräftigen, markanten Bodenton an. Die Entwicklung dieser Weine dauert länger als die von Weinen von Sandböden. Charakteristisch für Weine von Kalkböden ist viel Bukett.

Löss

Bei Löss handelt es sich um in der Eiszeit verwehte Verwitterungsprodukte der Gesteine mit besten Fruchtbarkeitseigenschaften. Im Trockengebiet von Großkarlbach bis Bockenheim findet man noch Anklänge an fossile Schwarzerden. Bei mehr Feuchte von Kirrweiler bis Dierbach wurde der Löss teilweise zu Lehm verwittert oder durch Bäche umgelagert. Der Flächenanteil von Lössböden beträgt ca. 45 %.
Je nach Sand-Kalkgehalt und Feuchte entsprechen die Weine mehr den trockenen Sandböden oder feuchten Mergeln. Die Leistungsfähigkeit der Böden ermöglicht die Erzeugung von preiswerten Schoppenweinen, aber auch von Spitzenkreszenzen.

Besonderheiten

In der Pfalz findet man einige besondere Böden, deren Flächenanteil ca. 5 % beträgt. Bei diesen Böden handelt es sich um Urgesteinsverwitterungsböden des Melaphyr bei Albersweiler, Grauwackesschiefer bei Burrweiler und Basaltverwitterung bei Forst. Diese Böden prägen in besonderer Art die Weine.
Besonderheiten sind auch fossile Böden, die schon vor Jahrtausenden oder Jahrmillionen entstanden sind. Rotliegendes im Kästenbusch bei Birkweiler und Roterden bei Ungstein sind in heißen und trockenen Zeiten entstanden. Weiße Sande vom Feuerberg bei Bad Dürkheim und Schwarzerden bei Großkarlbach verdanken ihre Entstehen dem auswaschenden oder Wind sortierenden Wirken der Eiszeit.

Weinbergsklima

Typisches Weinbauklima: Neustadt an der Weinstraße

In der Oberrheinischen Tiefebene gelegen, gegen Westen durch den wie eine große Schutzmauer wirkenden Pfälzer Wald, und nach Norden und Osten durch die zum Rhein ziehenden Höhenrücken vor kalten Winden geschützt, gehört das pfälzische Weinbaugebiet zu den klimatisch besonders begünstigten Gebieten Mitteleuropas. Um Gästen das günstige Weinklima zu zeigen, sollten Zeigerpflanzen in freier Natur bei Pflanzungen bevorzugt werden. Ebenso kann im Winzerdorf und am Winzerhaus durch Pflanzungen von Tafeltrauben, Glyzinien, Trompetenstrauch, Feigen und Bitterorange auf das „Weinklima" hingewiesen werden. Als Kübelpflanzen wären Oleander, Granatapfel, Datura und Zitrone zu empfehlen.

Temperaturen

Das Weinbergsklima ist durch 1800 Sonnenscheinstunden geprägt, von denen jeweils 200 in den besonders vegetationsintensiven Sommermonaten liegen. Die Jahresmitteltemperaturen zwischen 9,1 °C (Bad Bergzabern) und 10,1 °C (Neustadt bis Dirmstein) belegen dies zahlenmäßig. Auch in den Wintermonaten sinken die Mitteltemperaturen nur selten unter 0 °C und nur selten unterschreiten die Niedrigsttemperaturen -10 °C.

Niederschlag

Naturgemäß schließt viel Sonnenschein viel Regen aus. Mit den vorherrschenden Westwinden (Seeklima mit Nord-West- bis Süd-Westwinden) ziehen Wolken heran und regnen sich über dem Pfälzer Wald aus. In seinem Regenschatten fallen daher im Norden unter 500 mm (Dirmstein), in Neustadt wenig mehr als 600 mm Regen. Die Niederschläge sind glücklicherweise gut verteilt über alle Monate des Jahres. Nur im Süden lässt der dort stärker gegliederte Pfälzer Wald über 700 mm (Bad Bergzabern) Niederschlag ins Weinbaugebiet und ermöglicht Bewirtschaftungsformen mit andauernder Begrünung des Weinbergbodens, deren Anwendung in Trockengebieten erschwert wird.

Wechselwirkung

Die Wechselwirkung von Boden, Witterung und Lage mit der Rebsorte prägen den Wein. Besonderen Einfluss auf den Wein haben die geographische Höhe über dem Meer (80-300 m) und über dem Grund, die Hangneigung und die Windoffenheit. Naturgemäß sinkt mit zunehmender Höhenlage die Mitteltemperatur (0,6° C je 100 m). Im Talgrund kann Kaltluftstau im Winter und Mai in Abhängigkeit von der Windoffenheit die Rebe gefährden. Der Wind allein wirkt kühlend, verstärkt die Verdunstung und führt CO2 ab. Daher sind in den auslaufenden Waldtälern nur besonders begünstigte Südhänge mit Reben bepflanzt.
Im vorgegebenen Gebiet südlich des 50. Breitengrades und in Höhen zwischen 80-300 m über NN besitzt die Hangneigung den größten Einfluss auf die Rebe. Auf einem südlich geneigten Steilhang treffen die Sonnenstrahlen im Frühjahr und Herbst fast senkrecht, mit stärkster Energieabgabe auf. Diese Lagen bringen die hochwertigsten Weine. Ungünstig kann sich hier Wassermangel auf durchlässigen Böden in Trockenjahren auswirken. Ausgeglichener sind die West- und die Osthänge, die am Abend oder Morgen besonders begünstigt sind. Die ebenen Lagen und wenig geneigten Nordhänge können bei Begünstigung durch den Boden, bei Windschutz in allgemein günstigen Bereichen, erstaunliche Qualitäten bringen. In heißen, trockenen Jahren, wenn die Hitze für die Südhänge schon zuviel wird und Wassermangel herrscht, bringen sie die lebendigsten und wertvollsten Weine.
Mit der Einführung der Weinverbesserung um 1850 hat der Einfluss der Lage an Bedeutung verloren, da es nun möglich ist, in allen Jahren zumindest Durchschnittsweine zu erzeugen. Je nach Lage und Jahrgang schwankten vorher die Weinpreise um den Faktor 10. Mit Hilfe von Windschutzzäunen (Spielberg bei Bad Dürkheim), Weinbergsmauern an der Nordseite oder Erdaufschüttung an der Nordseite (ergibt Südneigung) versuchte man das Kleinklima zu verbessern.

Quellen

Adams, Jakob, Schumann (1997): Weinkompendium. Verein der Absolventen der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau. Neustadt an der Weinstraße. 201.1 - 202.2, 203, 204.