Abriss von Betontanks

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Abriss einer Kellerei mit Großgerät
Abriss von Betontanks mit einer Betonsäge
Einsatz eines Minibaggers beim Abriss von Betontanks

Die der Weinerzeugung dienenden Betontanks machen in der Regel nur noch wenig Freude.

Einer der wichtigsten Vorteile solcher Tanks, die lange Lebensdauer, wird zum Problem. Die Behälter sind in den meisten Fällen für den heutigen Ausbau zu groß. Die Auskleidung mit Glasplatten weist immer häufiger altersbedingte Risse auf.

Erfahrungsgemäß kostet die Renovierung eines Betontanks ungefähr soviel wie die Neuanschaffung eines gleichwertigen Edelstahlbehälters, denn im Rahmen einer Tankrenovierung müssen die Glasplatten entfernt, die Innenwände entsprechend grundiert und abschließend mit Epoxidharz (= Epoxydharz) ausgekleidet werden.

Zusätzlich ist - falls der Tank zur Gärung verwendet werden soll - der Einbau von Kühlplatten erforderlich. Gelegentlich kommt es bei der Epoxidharzauskleidung zu Verwerfungen des Harzes und damit zu Unebenheiten der Oberflächenstruktur, die späterhin Reinigung und Weinsteinentfernung (Weinstein) erschweren. Bei mangelhaftem Haftverbund zwischen Harzschicht und Beton kann sich die Auskleidung lockern oder ablösen. Somit spräche alles für den Kauf neuer Edelstahltanks, wenn da nicht der Abriss der alten Tanks wäre. Dabei gilt leider die Regel "Je solider die Verarbeitung beim Bau desto erschwerlicher wird der Abbruch". Zwar gibt es inzwischen den Ausbildungsberuf „Bauwerksmechaniker für Abbruch und Betontrenntechnik“, denn Industrieanlagen, Hochhäuser und sonstige Bauwerke müssen nicht nur errichtet, sondern irgendwann auch wieder nach allen Regeln der Kunst rückgebaut, das Abrissmaterial anschließend verwertet oder entsorgt werden. Insbesondere beim Rückbau von Teilanlagen ist höchste Präzision gefordert, damit angrenzende Gebäude und Anlagen nicht beschädigt werden. Erschütterungen können zu Setzungsrissen führen, deren Beseitigung die Abbruchkosten übersteigen können.

Beton

Aus Stahlbeton gefertigte Betontanks erschweren die Abrissarbeiten zusätzlich.

Beton wird als „künstliches Gestein“ aus Zement, Sand, Wasser und Kies oder Splitt hergestellt. Der Zement garantiert als Bindemittel den Zusammenhalt der übrigen Bestandteile. Die Festigkeit des Betons entsteht durch Auskristallisierung der Klinkerbestandteile des Zements unter Bildung kleinster Kristallnadeln, die sich fest ineinander verzahnen. Das Kristallwachstum hält über Monate an, so dass die endgültige Festigkeit erst lange nach dem Betonguss erreicht wird. Es ist davon auszugehen, dass bei normalen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen nach 28 Tagen die Normfestigkeit erreicht ist. Die Nachhärtung ist aber erst nach 30 bis 40 Jahren abgeschlossen. Sofern der Beton von schadhaften Einflüssen wie Frost, angreifenden Chemikalien etc. verschont bleibt, wird Beton also nicht - wie man meinen könnte - mit der Zeit immer weicher, sondern immer härter.

Beton kann zwar hohen Druck aushalten (ca. 150 Kleinwagen auf der Fläche eines DIN A4-Blattes), versagt aber schon bei niedrigen Zugbeanspruchungen. Der geringen Zugfestigkeit des Betons wird durch Stahlbewehrungen abgeholfen (Stahlbeton). Bei diesem Verbundbaustoff übernimmt der Beton vor allem die Druck- und der vom Beton umhüllte Stahl die Zuglasten auf. Betontanks wurden häufig aus Stahlbeton gefertigt, und das erschwert die Abrissarbeiten zusätzlich.

Falls die Räumlichkeiten zum Aufstellen neuer Tanks begrenzt sind, stellt sich die Frage: Wie teuer wird der Abriss und wie wird er durchgeführt?

Bauart von Betontanks

Betonbehälterwände wurden meistens gegossen und durch Stahlbewehrungen verstärkt. Aber auch gemauerte oder aus Fertigbausteinen vergossene Bauformen kommen vor. Bei Wanddicken von mehr als 30 cm wurde meist auf eine Armierung verzichtet. Die Tanks ruhen in der Regel auf einem 30 cm hohen, von unten gegen aufsteigende Feuchtigkeit isolierten Fundament. Andernfalls droht durch die kapillar aufsteigende Bodenfeuchte eine Rissbildung der Innenauskleidung. Die eigentliche Betonbodenplatte ist meist in einer Stärke von nur 10 cm ausgeführt. Zwischen Betontanks und Kellerwand ist grundsätzlich ein isolierender Luftspalt belassen, um die Tanks von möglicherweise auftretenden Gebäudespannungen zu entkoppeln. Das erleichtert heute einen erschütterungsarmen Rückbau. Deutlich schwieriger gestaltet sich hingegen der Rückbau, wenn die Behälter mit in die Baustatik einbezogen wurden.

Abbruch von Hand

Druckluftbetriebene (pneumatische) Stemmwerkzeuge, sogenannte Abbauhämmer, sind dank günstigeren Leistungsgewichtes zum Abriss von Betontanks besser geeignet als Hydraulikhandhämmer. Schwere Abbauhämmer (= Aufbruchhämmer) mit 12 bis 25 kg bieten den besten Kompromiss zwischen Gewicht und Leistung. Man muß dann aber den Behälter von oben herab abbrechen können.

Das Leihen von Kompressor, Bohrhammer, Meißel und Druckluftschlauch kosten ca. 55,- € pro Tag. Die maximal mögliche Tagesleistung bei Handarbeit beträgt je nach Beton, Hammer und Leistungsfähigkeit des Bedieners 1 bis 1,5 Kubikmeter pro Tag. Bei Fachfirmen schlagen die reinen Abbrucharbeiten von Hand mit ca. 500 bis 1000 € pro Kubikmeter Beton zu Buche. Da meist mehr als ein oder zwei kleine Tanks abzureißen sind, ist der Abbruch in Handarbeit meist schleppender und kostenträchtiger als der Einsatz von Maschinen.

Minibagger

Abbrucharbeiten mit dem mit Meißel oder Beißzange ausgestatteten Minibagger kosten bei Fachfirmen ca. 250 € pro Kubikmeter und sind damit nicht nur sehr viel günstiger, sondern auch leichter auszuführen, führen aber zu erheblich stärkeren Erschütterungen im Gebäude als Handabbruch. Überdies verhindern beengte Zufahrt und/oder Räumlichkeiten oftmals den Einsatz des Minibaggers.

Abbrucharbeiten in einer Kellerei mit einem mit Beißzange ausgestatteten Minibagger
  • Ferngesteuerte Elektrohydraulik-Bagger:

Ferngesteuerte Elektrohydraulik-Bagger sind - anders als Minibagger - nicht für den Baggerbetrieb im Allgemeinen, sondern speziell für den Abbruch ausgelegt. Mit ihnen sind trotz deutlich kleinerer Abmessungen Leistungen von 5 bis 8 Kubikmeter Beton pro Tag zu erreichen. Mit einem Eigengewicht von etwa 900 kg (je nach Ausführung) und einer Breite von nur 90 cm bei insgesamt sehr kompakten Abmessungen lassen sich solche Maschinen auch in schlecht zugänglichen Kellern einsetzen. Mit der sogenannten Knabberzange kann Beton bis zu einer Stärke 45 cm abgetragen werden. Ein weiterer wesentlicher Vorteil solcher Bagger ist ihr elektrischer Antrieb, der den Einsatz auch dann ermöglicht, wenn es an Frischluftzufuhr mangelt, weil anders als beim Minibagger keine Abgase freigesetzt werden.

Informationen zu Fachfirmen sind vom Fachverband Betonbohren und -sägen Deutschland e.V. (http://www.fachverband-bohren-saegen.de/) erhältlich. Da die Firmen sehr unterschiedlich kalkulieren, empfiehlt es sich, mehrere Angebote zum Abbruch einzuholen.

Betonschneiden

Motorsäge, die zum Zerschneiden von Betonstücken eines Betontanks geeignet ist.

Beim Diamantwandsägeverfahren werden mit unterschiedlich verzahnten, kreisförmigen Sägeblättern Schneidarbeiten vorgenommen. Die Sägeblätter, im Sinterungsverfahren bestückt mit Diamantsplittern, gestatten es, härteste Materialien wie Stahlbeton, Naturstein und Mauerwerk zu schneiden.

Um 1890 wurden erstmals diamantbesetzte Bohrer von Zahnärzten verwendet. 1959 wurde in den USA ein Hochdruck - Hochtemperaturverfahren zur Herstellung von synthetischen Diamanten entwickelt, seither können Diamanten kostengünstig für die Betonbearbeitung eingesetzt werden. Mitte der 60er Jahre fand diese Technik nach Deutschland und wurde zunächst ausschließlich bei Probekernbohrungen auf Autobahnen eingesetzt. Erst später, mit der Entwicklung von leichten, dabei leistungsfähigen Antriebsmotoren, wurde das neue Verfahren auch im Hochbau angewandt. Das Diamantsägeverfahren wird unter anderem im Hoch-, Tief- und Sanierungsbau für die Herstellung großer Öffnungen in Wänden und Decken, für Fenster, Türen, Treppen, Aufzüge sowie zur Herstellung sauberer Kanten mit Schnitttiefen bis ca.70 bis 100 cm bevorzugt. Das Bohren und Schneiden mit Diamantwerkzeugen erlaubt exaktes, erschütterungs-, staub- und lärmarmes Arbeiten ohne Nacharbeit.

Schienengeführte Wandsäge

Abriss von Betontanks mit einer Betonsäge

Beim Schneiden von Wänden kommen die so genannten Wandsägen zum Einsatz. Der Sägekopf- bzw. Sägeschlitten läuft dabei auf zuvor mittels Schraube-Dübel-Verbindung angebrachten Schienen, die sich beliebig verlängern lassen. Dabei wird die Wandsäge von pneumatischen, elektrischen oder in der Mehrzahl hydraulischen Aggregaten angetrieben. Die mit einem Diamantblatt versehene Wandsäge produziert anstandslos saubere, exakte Schnitte, auch in stahlarmiertem Beton mit extrem harten Zuschlagstoffen. Die Schnittführung kann horizontal, vertikal oder Überkopf verlaufen.

Die Preise pro Quadratmeter Schnittfläche liegen bei ca. 200 bis 350 €, wobei sich die Schnittfläche aus Wanddicke mal Schnittlänge berechnet.

Meist wird eine gemischte Abbruchform gewählt, denn große gesägte Betonteile müssen zum anschließenden Abtransport meist weiter zerkleinert werden. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten. Am günstigsten ist in der Regel ein Mix verschiedener Abbruchverfahren.


BEISPIEL: Vergleich der Abbruchkosten für einen 6.000 Liter Betontank:

  • Grundfläche von 1,5 m x 2,0 m,
  • Höhe 2,0 m,
  • Betonvolumen von ca. 2,7 Kubikmeter (Stärke der Bodenplatte 10 cm, Wandstärke von 15 cm)
Abbruchart Menge Preise

(Unterschiede nach Baustelle und Anbieter)

Summe ohne Abtransport
Abbruch von Hand durch Fremdfirma 2,7 m³ 500 bis 1.000 €/m³ 1.350 bis 2.700 €
Abbruch mit Minibagger 2,7 m³ 250 €/m³ Beton 675 €
Betonschneiden Abtrennen der Vorderwand

2 Schnitte a 1,5 m, 2 Schnitte a 2 m = 1,05 m² Schnittfläche

250 €/m² Schnittfläche 250 €
Betonschneiden Abtrennen von 4 Wänden =

4,5 m² Schnittfläche

250 €/m² Schnittfläche 1.125 €*, *die Platten sind

danach noch zu zerkleinern!

Entsorgung

Der Abfallerzeuger oder -besitzer ist für die ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen verantwortlich. Beton-Bauschutt kann, sofern er sortenrein vorliegt, problemlos einer Bauschuttrecyclinganlage zugeführt werden. Ein Kubikmeter Beton wiegt 2,5 Tonnen. Die Entsorgung von einer Tonne reinem Bauschutt kostet knapp unter 10 € zuzüglich Transportkosten.

  • ARBEITSSICHERHEIT:

Abbrucharbeiten gehören zu den gefährlichsten Tätigkeiten im Baugewerbe. Der Rückbau von baulichen Anlagen ist oft schwieriger und unfallträchtiger als deren Aufbau. Häufigste Unfallursachen sind unzureichende Kenntnis über den Zustand des abzubrechenden Bauwerks, fehlerhafte Abbruchmethoden und falsche Arbeitsweise. Gefürchtet ist insbesondere unkontrollierter Einsturz während des Rückbaus. Bauteile sollten niemals durch Unterhöhlen oder Schlitzen zum Einsturz gebracht werden. Bauschutt und Abbruchmaterial sind ständig abzuräumen. Gerüste sind nur an tragfähigen Bauteilen zu verankern und Verankerungen unempfindlich gegen Steinschlag auszubilden. Gerüste der Gerüstklasse 2 oder 3 mit einer maximalen Tragfähigkeit von 160 kg pro Quadratmeter und einer Breite von 60 bis 90 cm sind unumgänglich. Rückbaumaßnahmen erfordern mindestens gleichwertige Arbeitssicherheitseinrichtungen wie Baumaßnahmen.

Schutzausrüstung

Bauarbeiten bergen ein beträchtliches gesundheitliches Risiko. Heimwerker sollten sich deshalb wie Profis vor Gesundheitsschäden schützen. Jeder Arbeitnehmer muss durch den Unternehmer in der ordnungsgemäßen Verwendung der „Persönlichen Schutzausrüstung“ unterwiesen werden, bei Abbrucharbeiten sind Schutzhelme und Sicherheitsschuhe Pflicht. Die Staubbelastung ist durch Feinstaubmaske und Luftbewegung zu begrenzen. Durch Drucklufthämmer in den Körper eingeleitete Schwingungen können zu einer Berufskrankheit (genannt Weißfinger-Krankheit) führen. Ferner macht die dem Hammer rhythmisch entweichende Luft den Presslufthammer zu einem der lautesten Werkzeuge im Hoch- und Tiefbau. Einige Hersteller bieten sowohl eine Vibrations- als auch eine Geräuschdämpfung an. Die Verwendung von Ohrenschützer sowie eine Schutzbrille sind beim Arbeiten unabdingbar. Vor allem bei Beton-Stemmarbeiten können Splitter das Auge treffen. Bei starker Staubentwicklung Atemschutz benutzen. Beim Abbruch mit Maschinen ist darauf zu achten, dass die Geräte für das jeweilige Vorhaben geeignet sind. Sie müssen eine genügende Reichhöhe haben. Der Fahrerplatz muss gegen herabfallende Baustoffe und Bauteile gesichert sein. Zwischen Geräten und abzubrechenden Bauteilen sind Sicherheitsabstände einzuhalten. Decken dürfen nur dann befahren werden, wenn sie ausreichend tragfähig sind.

Alternative Verfahren

Solche Sonderverfahren des Betonrückbaus sind sehr speziellen Anwendungen vorbehalten und für den Einsatz bei Betontanks zu teuer. Sie seien aber der Vollständigkeit halber hier angeführt:

  • Beim Hochdruckwasserstrahl-Verfahren wird ein Hochdruckwasserstrahl eingesetzt, der den mechanischen Abtrag des Mörtels bewirkt und sich aufgrund seiner geringen Abmessungen (Durchmesser in der Regel unter 0,8 mm) zielgenau steuern lässt. Die Stahlarmierungen bleiben bei diesem Verfahren stehen. Die Methode gestattet es, Beton staub- und erschütterungsfrei abzutragen.
  • Will man Beton spalten, so ist die Hydraulische Pressung Methode der Wahl beim Lösen von besonders schweren Baukörpern. Bei diesem Verfahren werden in Kernbohrungen Betonpresszylinder eingesetzt, die in der Lage sind, Beton erschütterungsfrei zu spalten.

Zusammenfassung

Betontanks sind oft nicht mehr zeitgemäß für eine moderne Weinerzeugung. Der Abriss mit dem Bohrhammer ist eine Quälerei, die viele zu Recht scheuen. Doch ist der Rückbau im Laufe der Zeit durch modernere Maschinen tendenziell eher einfacher geworden. Die Abrisskosten werden durch eine Vielzahl von Faktoren maßgeblich beeinflusst, nicht zuletzt durch die Zugänglichkeit der Baustelle. Ein Mix verschiedener Abbruchverfahren ist meist der kostengünstigste. Der Fachverband Betonbohren und -sägen Deutschland e.V. (http://www.fachverband-bohren-saegen.de/) nennt Fachbetriebe.

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Schandelmaier, B. & B. Weik (2013): Abriss von Betontanks. Abteilung Weinbau & Oenologie (Gruppe Oenologie), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.