Austriebsschädlinge

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Um Austriebsschädlinge erfolgreich bekämpfen zu können, ist es wichtig, herauszufinden, um welchen Schädling es sich genau handelt. Besonders schwierig gestaltet sich eine Bekämpfung, wenn sich die Schadsymptome und/oder die entsprechenden Schädlinge für den Praktiker kaum unterscheiden lassen. Kompliziert wird es, wenn zudem Mischbefall mit mehreren Schädlingsarten auftreten kann. Zu Beginn der Saison trifft dies für die Kräuselmilbe und Thripse zu. Beides sind typische Ausstriebschädlinge vor allem in jüngeren Rebanlagen. Ihre Schadsymptome an Trieben und Blättern werden in der Praxis immer wieder verwechselt. Sowohl die Bekämpfungsstrategien als auch die Mittel gegen beide Schädlingsgruppen unterscheiden sich jedoch grundlegend.

Diagnose von Kräuselmilbenbefall

Typische Einstichstellen an den Blättern durch die Kräuselmilbe

Für die Diagnose bei Kräuselmilbenbefall kommt erschwerend hinzu, dass die winzigen Tiere im Weinberg ohne spezielle optische Hilfsmittel nicht zu erkennen sind. Man sollte entweder aufgrund von typischen Symptomen im Vorjahr oder vorbeugend in jüngeren Rebanlagen ohne Raubmilbenbesatz behandeln. Bester Bekämpfungszeitraum gegen die Kräuselmilbe ist die Phase zwischen Knospenschwellen und Wollestadium. Dieser Zeitraum sollte unbedingt eingehalten werden, da spätere Vorblütemaßnahmen mit Netzschwefel deutlich schlechter greifen. Eine Behandlung mit Schwefelpräparaten wie Thiovit Jet, Asulfa Jet oder Sufran Jet (jeweils 3,6 kg/ha Basisaufwand) kombiniert mit einem Rapsöl wie Naturen Schädlingsfrei, Naturen Austriebs-Spritzmittel oder Schädlings Frei Naturen (je 8 l/ha Basisaufwand) wirkt am besten.

Diagnose von Thripsbefall

In Untersuchungen wurden von Wipfler (2006) mehr als 30 Thripsarten an Reben gefunden. Zwei davon spielen eine Rolle als Weinbauschädling: der Tabak- oder Zwiebelthrips Thrips tabaci sowie der Rebenthrips Drepanothrips reuteri. Thripsschäden können schon auftreten, wenn das erste Blättchen erscheint. Bereits ein Thrips am jungen Austrieb kann nennenswerte Schäden an jüngeren Reben verursachen. Ist man sich nicht sicher, hilft es, befallsverdächtige junge Triebe auf einer weißen Unterlage mehrmals kräftig abzuklopfen. Die etwa 1 mm langen erwachsenen dunklen Thripse und ihre etwas heller gefärbten Larven laufen dann gut sichtbar auf der hellen Unterlage umher. Für Kräuselmilben eignet sich diese Nachweismethode nicht: bei einer Größe von etwa 0,1 mm sind sie selbst mit einer guten Lupe nicht zu erkennen. Sobald sichergestellt ist, dass es sich um Thripse handelt, ist eine gezielte Bekämpfung möglich. In Junganlagen können Confidor WG 70 (Basisaufwand 0,04 kg/ha) oder Vertimec (Basisaufwand 0,3 l/ha) appliziert werden. Vertimec darf bis zum 2. Standjahr vor der Blüte mit einem Basisaufwand von 0,4 l/ha eingesetzt werden. Beide Mittel sind bienengefährlich (B1) und sollten deshalb also auf keinen Fall bei blühendem Unterbewuchs ausgebracht werden. Vertimec schädigt zudem Raubmilben. Entsprechend sollte das Mittel nicht zeitnah mit einer Ansiedlung der Nützlinge verwendet werden.

Kräuselmilben- und Thripsbefall im Vergleich

In der Tabelle sind wichtige Schadsymptome für Thripse und die Kräuselmilbe aufgeführt. Typisch für Thripsbefall sind der ausgeprägte Zickzackwuchs sowie Verschorfungen an der Triebachse und Blattnekrosen. Sternförmige aufgehellte Einstichstellen, verkleinerte Blätter und Besenwuchs sprechen für Kräuselmilbenbefall.

Schadsymptom Thripse Kräuselmilbe
Sternförmige Einstichstellen nein ja
Stark verkleinerte Blätter nein ja
Blätter durch stärkere Behaarung weißlich nein ja
Besenwuchs nein ja
Lineare oder netzartige Nekrosen auf der Triebachse ja nein
Hellbraune/silbrige Nekrosen ja nein
Zickzackwuchs des Triebes ja nein

Einzelnachweise


Literaturverzeichnis

  • Schirra, K.-J. (2014): Austriebsschädlinge. Abteilung Phytomedizin (Gruppe Weinbau), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße.
  • Wipfler, R. (2006): Untersuchungen zur Bedeutung und Lebensweise phytophager Thripse (Insecta, Thysanoptera) als Verursacher von Austriebsstörungen an Reben als Grundlage zur Entwicklung umweltschonender Bekämpfungskonzepte. Dissertation Uni Hohenheim, 278 S.